Heinz Uwe Haus

                                                                                                              

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            HEINZ-UWE HAUS

      


               Nicht alle Schmerzen sind heilbar.

         Ricarda Huch (1864-1947), aus: Gedichte, 1944.


     Durch Zufall lese ich in der Rezension eines schon älteren Buches aus dem Jahre 1998 (Go West! Ostdeutsche in Amerika. Porträts von Andreas Lehmann. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1998. 256 Seiten; Frankfurter Allge- meine Zeitung, 16.11.1998) unter dem Titel „Herkunft, Heimat, Fremde - Ostdeutsche in Amerika“ auch Bemer- kungen zum Lebensweg der Schriftstellerin Gabriele Eckart, deren neueste Publikation Schrappel – Geschichten und Gedichte (Königshausen & Neumann, Würzburg 2023) ich den Lesern von Alternante hier vorstellen möchte. Der Rezensent der FAZ ist verwundert, dass sie die einzige der Porträtierten ist, die nicht Ostdeutschland verliess, „um sich auszuprobieren, die nicht auszog, etwas Aufregenderes zu suchen als sie ist die einzige der Befragten, die nur mit Wut und Scham an ihr früheres Leben zurückdenken kann.“ Daß die DDR sie fast in den Wahnsinn trieb, überdecke alle Erinnerung, hält er wie befremdet fest.
     Kein Wunder für mich und alle, die das kommunistische Regime aus eigenem Erlebnis kennen. Ich weiss nur von Wenigen, die nicht so gefühlt haben. Darunter sind auch jene, die sich einst den Verheissungen sozialistischer Utopie hingaben. Seit Eckart Anfang der achtziger Jahre ihr Projekt „Mein Werder-Buch" bei Ost- Verlagen vorgestellt und abgelehnt bekommen hatte, so dass sie es schließlich in der Bundesrepublik veröffentlichte, war sie erneut im Faden- kreuz der Stasi (die sie einst mit 17 Jahren zur Kollaboration pressen wollte). "Ich bekam eine richtige Paranoia, ich konnte nicht mehr unterscheiden, was wahr ist und was nicht", beschreibt sie dem FAZ-Autor Lehmann, der als Jugendlicher den Fall der Mauer erlebt hatte, aus der sicheren Entfernung des amerikanischen Kontinents ihr Gefühl jener Jahre, bevor sie 1987 in die Bundesrepublik flüchtete. „Dort aber war sie ein Niemand. Die Angst, die sie im Osten umtrieb, legte sich nicht, und eine Identitätskrise kam hinzu“, kommentiert der Autor.
     "Wenn ich nicht nach Amerika gegangen wäre, würde ich schon tot sein", sagt Gabriele Eckart gleich in den ersten Sätzen ihres Interviews, "hier habe ich mich beruhigt." Lehmann kommentiert: „Sie hat mit ihrem Weggang keine Heimat verloren, sie hatte nie eine.

       
Und nun, mit dem Abstand der Jahre und Flugstunden, scheint ihr dieses Wort auch nichts mehr zu bedeuten.“ Wie wahr! Und dennoch lässt Eckart ihre Herkunft nicht los wie alle ihre Publikationen seit Jahrzehnten zeigen. „Erinnern heisst mich im Zeitraffertempo aus dem Sumpf befreien, immer wieder von neuem.“ (S. 147) Ricarda Huchs widerständige Aufrichtigkeit kommt mir in den Sinn, wenn ich die Texte von Gabriele Eckart lese. Ein auffälliges Inein- anderwirken von Empfindsamkeit und Wissensvermittlung, Poesie und Wirklichkeit bestimmt beider Fabulieren und Formulieren. Das vorliegende Buch enthält 15 Geschichten und Gedichte, die das Aufwachsen einer jungen Frau in der DDR und ihre Auswanderung in die USA beschreiben. Des weiteren geht es um das Thema Krieg, um Erfahrungen junger Männer im Ersten Weltkrieg und im amerikanischen Bürgerkrieg. Unausgesprochen, aber spürbar bleibt auch nach Jahrzehnten die soziale Prägung aus ihrer Jugendzeit im von der sowjetischen Nachkriegsbesatzung beherrschten Ostteil Deutschlands. Wohl wahr auch, dass jeder einstige DDR-Bewohner die „Charaktere, Orte und Vorkommnisse“ kennt und schmunzelt, wenn die Autorin ihn vorweg warnt: „Dies ist eine Sammlung von Erdichtetem“. Dass Eckart ausdrücklich darauf verweist, dass ihre Phantasie das Erlebte filtert und damit verändert, berührt den Kern dialektischen Fabulierens: die Realität „aufzuheben“.
     Gabriele Eckart wurde 1954 in Falkenstein, Vogtland, geboren. Sie studierte von 1972 bis 1976 Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, das hiess vor allem Marxismus-Leninismus. Nach zwei erfolgreichen Gedichtbänden und einem Band mit Reisereportagen sollte ihre nächste Veröffentlichung eine Sammlung von Interviews sein, die sie in offiziellem Auftrag mit Mitgliedern eines Obstbauprojekts des Regimes geführt hatte. Auszüge erschienen zwar 1983 und 1984 in Literaturzeitschriften der DDR, die Veröffentlichung des gesamten Textes, der zahlreiche kritische Passagen zu den Verhältnissen in der DDR enthielt, wurde jedoch von staatlicher Seite verhindert. Das Buch unter dem aufmüpfigen Titel So sehe ick die Sache erschien daher 1984 (nach Auffassung des Regimes: illegal) in einer westdeutschen Ausgabe, was die Drangsal der Staatssicherheit (Stasi) verstärkte.
      1987 nutzte Eckart einen Besuch der Frank-furter Buchmesse zum Verbleib in der Bundesrepublik. 1988 wanderte sie in die USA aus, wo sie ein weiteres Studium - Germanistik und Hispanistik - aufnahm. 1993 machte sie ihren Magister an der University of Texas at San Antonio, und 1999 promovierte Sie an der University of Minnesota zum Doktor der Philosophie. Von 1999 bis 2021 lehrte sie als Professorin in »Communication Studies and Modern Languages« an der Southeast Missouri State University in Cape Girardeau, USA. Veröffentlichungen zur DDR-Litera- tur und vergleichenden Literaturwissenschaft (Cervantes in der deutschsprachigen Literatur). Dazu kreatives Schreiben (Reportage, Gedichtbände, Erzählungen). Regelmäßig neue Gedichte in Zeitschriften und Anthologien sowie Romane.* Über die Jahrzehnte hat sich Eckart zu einer herausragenden Geschichtenerzählerin entwickelt, die durch ihre Kunst aufklärerischen Fabulierens (im Gestus Äsops, mittelalterlicher Balladensänger und Brechts) den ..........

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