Der Stamm der Eiche ist heute auf der Rückseite des Hochaltars der Gnadenkapelle hinter Glas zu sehen. Die schlichte Marienfigur von einst steht heute, in einen Prunkmantel gehüllt. Diese Eiche hat Maria Eich seinen Namen gegeben. Die Muttergottesfigur wird von alters her als das „Frauerl von der Aichen“ verehrt. Wie dieser Ort Damian Raum schafft für Besinnung und innere Einkehr und Verweilen auf dem Weg zu sich selbst und zu Gott, ist berührend offenherzig und anschaulich wiedergegeben. Metaphern wie die Wüste, die Strasse, die Ratlosigkeit, der Lauf des Lebens werden in oft unerwartete Kontexte gestellt und eröffnen/imaginieren neue Horizonte. Der Verlag hebt im Klappentext den „tiefgründigen Denker und Dichter“ sowie die „kanonische Singularität“ (Theodor Codreaunu) des Werkes Damians in der rumänischen Lyrik hervor. Obwohl seine Gedichte sich auf existentielle Fragen konzentrieren, halten sie am ganz persönlichen Erlebnis fest. Sie sprechen von Liebe, vom Sinn des Lebens, von Schicksal, Leid und Vergänglichkeit. Damit reichen sie in Grundfragen von Religion hinein.
Ich sagte mir der Engel braucht Hilfe glücklich, dass ich in der Nähe bin die Blumen von diesem Schiff werden mein Weg jenseits des Wassers sein, heisst es in dem Gedicht Der Engel ist gekommen. (S. 112/113) Hier, in der Poesie, klingt Unerhörtes und Ungehörtes an und wird plötzlich evident. „Die Poeterey ist anfangs nichts anderes gewesen als eine verborgene Theologie und Unterricht in göttlichen Sachen“.1 Mit dieser schönen Vermutung antwortet Martin Opitz, der Dichterfürst des Barock vor fast vierhundert Jahren auf die von ihm selbst gestellte Frage, wann und wozu die Poesie erfunden worden sei. Auch für Novalis war die Verbindung zwischen lyrischem und religiösem Empfinden offensichtlich: „Der Sinn für Poesie hat viel mit dem Sinn für Mystizismus gemein. Er ist der Sinn für das Eigentümliche, Personelle, Unbekannte, Geheimnisvolle, zu Offenbarende. Er stellt das Undarstellbare dar. Er sieht das Unsichtbare, fühlt das Unfühlbare. Der Sinn für Poesie hat nahe Verwandtschaft mit dem Sinn der Weissagung und dem religiösen, dem Sehersinn überhaupt.“2 Novalis trifft den Gestus lyrischer Existenzweise, der sich bei Hölderlin folgenderweise ausdrückt: „Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern, Ihr Dichter, mit entblößtem Haupte zu stehn, des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand zu fassen, und dem Volk, ins Lied gehüllt, die himmlische Gabe zu reichen.“3 Diese „Gabe“ realisiert sich in Tiefendimensionen der ..........
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