Heinz Uwe Haus II

                                                                                                              

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            HEINZ-UWE HAUS

      


               DICHTEN IST SEIN ZUHAUSE - 
                   Eugen D. Popins Ars Poetica

  „Entweder nützen oder erfreuen wollen die Dichter oder zugleich, was erfreut und was nützlich fürs Leben ist sagen“
                                       (Horaz)

     Der Dichter soll nach Horaz‘ Massgabe als „kundiger Nachahmer“ die Realität abbilden und Form und Inhalt miteinander in Einklang bringen. Dichtung soll unterhalten und belehren, „Süßes und Nützliches“ („utile dulci“) verbinden. Dichten eröffnet Wege zum Mittelpunkt unseres widersprüchlichen Seins. Es zeigt Facetten unseres Wesens auf. Mihaela Albu äusserte einmal als wir uns am Rande einer akademischen Konferenz in Porto vom intellektuellen Höhenflug der Beiträge erholen wollten, indem wir uns gegenseitig von unserem literarisches Tun erzählten, einfach aber treffend: „Jedes Gedicht, jede Zeile berührt die Emotionen und Gefühle, die sichtbar werden, wenn man sich auf den Weg zu sich selbst macht. Es gleicht einem Tanz mit dem Schatten und dem Licht. Lasse dich ein auf ein Abenteuer. Der Weg ist völlig ungewiss, das Ziel jedoch klar. Du selbst.“
     Dieses Gesprächs von vor etwa 10 Jahren erinnere ich mich als ich jetzt Eugen Popins Gedichte lese. Drei Gedichtbände des rumäniendeutschen Dichters liegen vor mir, erschienen in drei Ländern in verschiedenen Verlagen: Papageien mit blauen Schnäbeln, 2013 im POP Verlag (Ludwigsburg/Deutschland) in Deutsch; evanescences or The Bridge Between The Banks 2018 bei Create Space Publishing (South Carolina/USA), und Murmur Beyond Silence or Cor Cordium 2022 bei Cappas Press (Galatz/Rumänien) in englischer Übersetzung durch K.V. Twain.
     Popins Lyrik ist hinsichtlich Inhalt und Form viel-schichtig, vielseitig, von hochgradiger Sensibilität und von Wärme und Humor geprägt. Sie ist harmonisch, einfach, formvollendet sowie, um an Horaz‘ Sprache anzuknüpfen, „dem Stoff und dem Publikum angemessen“ und meidet, was „unwahrscheinlich, unnatürlich und frevelhaft“ ist. Insofern tief menschlich: „altmodisch/und die Flügel in seinem schäbigen Rucksack versteckt/gelingt es dem Dichter /immer wieder/ sich an den Rand des Tages zu schleichen“

       
(Werbeunterbrechung, Papageien mit blauen Schnäbeln, S. 9) Konsequent bekennt sich Popin zu Ahnen wie Novalis („Mich führt alles, in mich zurück“), Baudelaire („Das, was der Geist erschafft, ist lebendiger als die Materie“) und Nietzsche („...Mich selber zu mir selber – zu verführen“).
Merkwürdig, dass mir beim Lesen aller drei Bücher ein Prosatext in den Sinn kommt, der wie ein Kontext Popins lyrische Kunst ortet: "Niederungen", die Sammlung von Erzählungen der ebenfalls aus dem Banat stammenden Schriftstellerin Herta Müller. Sie erinnert sich an ihre Kindheit in Nitzkydorf, an die Schule, die Sonntage in der Kirche, das Spielen und später auch an die Tanzabende und Erlebnisse in der Stadt... Wie sie die Stationen dieser Zeit besucht und die Gestalten der Vergangenheit noch einmal aufer-stehen lässt verwebt sich mit Popins Gestus des Fabulierens. Horaz scheint beider Lehrmeister. Zuerst kommt das Gefühl, dann die Sprache. „Stehen diese Aspekte nicht miteinander im Einklang, wird man vom Volk nicht ernst genommen“, mahnt der Römer. Ganz offensichtlich zielen beide Autoren auf den „Gebrauchswert“ (Brecht) ihres Tuns. Wen sollte das verwundern angesichts der Geschichte „Daheim“: „das alles/ist immer bei mir/und ich/immer bei ihm“ (Papageien mit blauen Schnäbeln, S. 37). Die rumäniendeutsche Literatur nach der Befreiung 1989 ist die einzige deutschsprachige Literatur, die die wahrlich komplizierte Transformationsperiode von der kommunistischen Willkürherrschaft des Ceaucescu-Clans zur Demokratie unter osteuropäischen balkanesischen Bedingungen existenziell miterlebt und mitgestaltet. „Einst verfügte der totalitäre Staat Sprache und Denken. In der Demokratie läuft es nun umgekehrt. Da schaut man dem Volk aufs Maul, weil man dazu gehört“ (Theo Damian). Poetische Intelligenz verwirklicht sich in „Beharrlichkeit“ (Papageien mit blauen Schnäbeln, S. 54): „die Wörter haben/mit oder ohne Erlaubnis/und ebenso unleugbar/wie die Immunität/ein Rückgrat“.
Wie ist es um die philologische Urteilsfähigkeit bei unbesprochenen Gegenständen bestellt? „Was wird der Zensor sagen“, denkt der Dichter: „für manche hat diese Geschichte keine Bedeutung/andere sind entsetzt wegen des bellenden Hundes/oder sie fangen an zu husten/wenn ich in den Papieren wühle“ (Papageien mit blauen Schnäbeln, S. 30). Was hat man zu befürchten? Ich stelle mir vor, wie Marcel Reich-Ranicki in seinem Literarischen Quartett beglückt Popins Gegenwärtigkeit gepriesen hätte. Verlorene Wetten auf die Ewigkeit sind ähnlich melancholisch wie die Gegenwartsenzykliken von vorgestern, hätte er aufgetrumpft. Popin: „nachdem ich die ersten Nachrichten im Radio gehört habe/tauche ich/das kleine Stück Brot von gestern in den Kaffee/und freue mich darüber, dass die Amnesie des Todes/auch heute anderswo jagt“ (der tod jagt auch heute anderswo, Papageien mit blauen Schnäbeln, S. 67).
Die Gedichtsammlung evanescences spielt mit dem Wesen des Lyrischen als vergänglich, flüchtig, vorübergehend: „auf der Brücke/zwischen den Ufern“. S. 40) Der Leser tauch ein in Popins Welt - dauernder oder auch nur flüchtig..........

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