Katharina Kilzer

                                                                                                              

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                                    Katharina Kilzer

                              

 
           KATHARINA KILZER


          
     Was menschliches Denken ausmacht:
                 HANS DAMAS GEDICHTBAND*


     Die zweisprachige Ausgabe der Gedichte „Im Bann des Wienerwaldes“ (Edition Roesner, artes Literatur, Wien 2023) von Hans Dama, die 75 Gedichte aus verschiedenen Zeiten vereint, die von der Stiftung der deutschsprachigen Heimatvertriebenen aus dem Sudeten-, Karpaten- und Donauraum gefördert wurde, versinnbildlicht in schönen Kreuz- und Paarreimen die Lust am Leben, an der Natur, die Beschreibung eines Abschieds, Impressionen eines späten Lebenszeitalters. Der aus Großsanktnikolaus im Banat sta- mmende Dichter, der mehr als 30 Jahre lang an der Universität Wien, am Institut für Romanistik und am Institut für Dolmet- scher mit dem Forschungsschwerpunkt „Interkulturelle Beziehungen“ tätig war, berührt mit seinen Versen von dichte- rischem Reiz, der überzeugend Zustände, Gefühle beschreibt, in einer schlichten poetischen Sprache, die umso überzeugen- der wirkt als die Verse Alltagsbeschreibungen, Natur- und Gefühlslagen schildern - einfache Mitteilungen, wie wir sie in der deutschen Poesie bei Eichendorff, Mörike oder Hebbel finden. Der von Hans Dama bevorzugte Kreuzreim (a-b-a-b) hat seinen Ursprung im deutschen Volkslied, und ist daher melodisch sehr bekannt. Dieser Tradition verbunden, lässt in dem Dichter den Traditionalisten erkennen, der stark der deutschen Klassik und Romantik verbunden ist. Thematisch bewegen sich die Gedichte, die in drei Kapiteln unterteilt sind („Abschiedsgesänge“, „Wienerwald-Gedichte, „Weih- nachtsgedichte“) und wie es viele der Überschriften aus-drücken, zwischen Themen des Daseins („Suchende“, „Vernunft“, „Aufrecht“, „Betrogene“, „Denkvorgang“, „Lebensweg“, „Lebensbilanz“, „Nachtgesang“, „Tre- nnung“, „Dein Heimgang“, „Die verflogene Seele“), die nachdenklich, beobachtend und philosophierend anmuten; sodann Naturgedichte („Schilfgesang“, „Flachlandfrust“, „Natur verstehen…“, „Sommerfeld“, „Sommergedanken“, „Sommeridylle“, „Abendkühle“, „Herbstlied“, „Novem- berbild“, „Sommernachmittag“, „Abendstern“); schließlich von der Geographie oder Historie inspirierte Poeme („Im Palmenhain“, geschrieben in Oman, Oktober 2014; „Sommernachmittag“ im Wienerwald, 2013; „Wiener Heldenplatz“).
     Die Gedichte sind allgemeingültige Naturbeobach- tungen, sie beschreiben Stimmungen der Gegenwart und Vergangenheit, ineinander zerfließend wie Realität und Imagi- nation. Titel wie „Sommerfeld“, „Sommergedanke“, „Sommeridylle“, „Abendkühle“, „Abendlicher Ausgleich“, „Abendhimmel“, „Abendstimmung“ weisen darauf hin. 

   
Andere Gedichte sind Erinnerungszeilen oder Muttertag, Weihnachten und Jahreszeitenthemen. Das ist vielleicht etwas zu viel für einige Leser, die sich gerne auf das Titelthema konzentriert hätten. Dama, Autor und Übersetzer zahlreicher Gedichtbände, hat 2018 den Band „Tu Felix Austria“, eine zweisprachige Ausgabe, übersetzt von Simion Dănilă, veröffentlicht, der nun im Jahr seines 80. Geburtstags diese Sammlung folgt. Das lyrische Du („Lebensweg“), „Muttertag“; „Spiel der Zeit“) wechselt ab mit dem poetischen „wir“ („Sommergedanken“) oder dem „Ich“ („Sommeridylle“). Humorvoll beschreibt er in „Tapeten- wechsel“ das Hamstern des Klopapiers während der Pandemie, 5.4.2020, 90). Die Titelauswahl „Im Banne des Wienerwaldes“, die sich ausschließlich auf das weitläufige Erholungsgebiet bei Wien bezieht, begründet der Autor im Vorwort: da „… meine dortigen Aufenthalte lyrisch stets anregend waren, sind darüber hinaus auch viele meiner der Gedankenlyrik zuzuordnenden Texte in diesem Milieu entstanden. So erfolgte die Titelgebung des Bandes dementsprechend.“ Stimmungen, Naturbilder widerspiegeln sich in schönen rhythmischen Versen, wie sie heute kaum mehr ein Gegenwartsautor schreibt, da die freien Verse vieler Dichter oft Natur und Stimmungen verklären und abstrahieren. Klassische Verse der Art „Der Abend schleicht in stillen Zügen / herbei und löst des Tages Band. / Wir sinnen bei gefüllten Krügen/ und spähn hinab ins müde Land. / Mein Blick taucht in dem deinen unter, / er nagt an deiner Seele zart. / Unendlichkeiten werden munter / und rütteln an der Gegenwart.“, die uns stark an Eduard Mörike erinnern. Die Wortschöpfungen des Dichters sind zahlreich, viele der Zeilen spielen mit neuen Wortzusammensetzungen, metaphorisch, personalisiert oder poetisch überhöht. Dama spricht von Einsamapfel, Windmassagen, Flachlandfrust, Traumelegien, Schilfgesang zartschilfig, Wolkenscheue, Himmelsofen, Hoffnungshügel, Hoffnungsbrücken, Grillgestöhne, Erinnerungsplage oder Tagigall (zu Nachtigall), Kehlchendiva, Trällerschwärme. Dama ist auch Übersetzer von Lucian Blaga, George Bacovia, Mihai Eminescu und anderen rumänischer Autoren. Sein Übersetzter, Simion Dănilă, der Nietzsche, Wedekind, Andreas A. Lillin u.a. Autoren übersetzt hat, findet die passenden rumänischen Zeilen (erschlankte Wolkenhäute werden zu „norii pleaca barbateste“, Wohlklangsphären sind armoniale sfere, Himmelsofen wird mit „cerului cuptor“ oder Traumelegien wird zu „visari elegice“). Die gelungenen Übersetzungen sind melodisch ansprechend, wenn man bedenkt, dass die Sprachmelodie des Rumänischen eine ganz andere ist als jene des Deutschen. Dama hat uns das Frohlocken, die Wehen, das Kommen und Gehen einer Existenz poetisch betrachtet wie in „Die Welt betrachtend“ von 2018: „Was menschlich Denken ausgemacht, / ist Existenz, das Kommen, Gehen, / in Überlegungen stets dargebracht, / begleitet von Frohlocken, Wehen. / Wir sollen, wollen, / möchten gern alles um uns verändern.“ Simion Dănilă macht daraus: „Gândirea omului ce-o fi? / E viață, cu venire, cu plecare, / cu mici reflecții zi de zi, / cu bucurie și cu întristare. / Noi vrem și vrem ca să schimbăm / tot ce ni se găsește-n preajmă.“ (Contemplând lumea …). Danke Hans Dama für diese bleibenden lyrischen Zeilen.

*„Im Bann des Wienerwaldes - În vraja Pădurii Vieneze“ (Aus dem Deutschen übersetzt von Simion Dănilă)

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